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Orientierungshilfe für einen geistlichen Weg

Für alle, die ihren Weg prüfen wollen.

Der Eintritt in eine Ordensgemeinschaft bzw. der Eintritt in das Priesterseminar stellt eine bedeutsame Veränderung der bisherigen Lebensweise dar. Mit der Orientierungshilfe bieten wir Ihnen eine Möglichkeit zur Klärung, inwieweit Ihnen eine monastische, zölibatäre und geistliche Lebensform bzw. die Aufgabe des Priesters entsprechen. Um das gedankliche Abwägen und die persönliche Abklärung zu erleichtern, bietet das Team des Recollectio-Hauses der Abtei Münsterschwarzach auf Anfrage einer verantwortlichen Person bzw. der Ausbildungsleitung (z.B. Regens) Priesteramtskandidaten und Postulant*innen sowie Noviz*innen eine entwicklungsunterstützende Orientierungshilfe an. Der*die Kandidat*in wird angeregt, einen Blick auf seine*ihre Vergangenheit zu werfen und sich mit Hilfe der eigenen Biographie seine*ihre individuelle Lerngeschichte anzuschauen. Es wird Bezug genommen auf die psychische Stabilität, die soziale Kompetenz, die Bindungsfähigkeit und den Berufungsaspekt. Schwerpunkte dieser Einschätzung sind grundsätzliche Fragen, wie:

  • Wie bin ich bzw. was hat mich geprägt?
  • Welche Persönlichkeitsanteile habe ich im Verlauf meines bisherigen Lebens entwickelt? Inwieweit wirken sie sich in verschiedenen Situationen förderlich oder auch hemmend auf meinen Entwicklungsprozess und auf die von mir angestrebte Lebensform aus?
  • Was brauche ich, um mit einzelnen Verhaltensmustern zukünftig selbstachtsam und gemeinschaftsförderlich umgehen zu können?
  • Wie sieht meine Beziehung zu Gott und meine Spiritualität aus?

Die Orientierungshilfe bezweckt nicht, ein Urteil über die Sinnhaftigkeit einer Aufnahme in eine Ordensgemeinschaft bzw. eines Eintritts in ein Priesterseminar zu fällen. Die Einschätzung möchte vielmehr ressourcenorientiert dem*der Kandidat*en*in Möglichkeiten aufzeigen, wie er*sie seine*ihre individuellen Entwicklungspotentiale ausbauen kann, damit der Prozess zu einer selbstverantwortlichen und gefestigten Persönlichkeit gut voranschreiten kann. Die Orientierungshilfe möchte Kandidat*en*in darin unterstützen, noch mehr innere Sicherheit in der Entscheidung für den eigenen zukünftigen Weg zu entwickeln. 

Die Orientierungshilfe setzt sich aus mehreren Einheiten zusammen. Sobald der*die Verantwortliche der Ordensgemeinschaft bzw. der Regens diese Form der Orientierungshilfe anfragt, wird dem*der Kandidat*en*in ein Fragebogen zu seinem*ihrem Lebenslauf sowie Unterlagen zum Datenschutz zugeschickt. Dieser Fragebogen wird durch den*die Kandidat*en*in bearbeitet und spätestens eine Woche vor dem ersten Termin an das Recollectio-Haus zurückgeschickt. Mit Hilfe dieses Fragebogens kann vorab herausgearbeitet werden, worauf in den Gesprächen besonders eingegangen werden sollte.

Der*die Kandidat*in führt zwei Gespräche von jeweils ca. 1,5 Stunden. Hierbei handelt es sich um ein

  • Psychologisches Gespräch bei einer Psychologischen Psychotherapeutin. Schwerpunkte sind insbesondere die psychische Stabilität, die soziale Kompetenz, die individuelle Prägungsgeschichte sowie die eigene psycho-sexuelle Entwicklung.
  • Geistliches Gespräch bei einer geistlichen Begleitperson. Schwerpunkte sind insbesondere die eigene Spiritualität, die Gottesbeziehung sowie die eigene Berufungsgeschichte.

Neben den Gesprächen wird der*die Kandidat*in gebeten, verschiedene psychologische Fragebögen zu bearbeiten. Diese beziehen sich auf das Ausmaß der aktuellen psychischen Stabilität, die Persönlichkeitsstruktur und auch auf den Umgang mit der eigenen Sexualität.

Die Orientierungshilfe endet mit einem Gespräch („Auswertungsgespräch“), an dem der*die Kandidat*in, die zwei Gesprächspartner*innen aus dem Recollectio-Haus und der*die Verantwortliche für die Ausbildung teilnehmen. Sofern der*die Kandidat*in die einzelnen Personen jeweils schriftlich von ihrer Schweigepflicht entbunden hat, benennt zu Gesprächsbeginn jede*r Gesprächspartner*in seine*ihre Eindrücke über das geführte Gespräch und seine*ihre Einschätzung. Diese werden in Verbindung gebracht mit den Fragebogenergebnissen. Der*die Verantwortliche des Ordens kann seine*ihre Eindrücke von und Erfahrungen mit dem*der Kandidat*en*in ergänzend schildern. Schließlich findet ein Austausch darüber statt, was für den weiteren Prozess des*der Kandidat*en*in im Noviziat bzw. während der zeitlichen Profess hilfreich sein könnte.

Die Orientierungshilfe ist nicht als ein Gutachten zu betrachten. Somit wird auch kein schriftliches Dokument erstellt. Die Einschätzungen der Gesprächspartner*innen erfolgen ausschließlich mündlich in dem Auswertungsgespräch, so dass auf aufkommende Fragen und Missverständnisse sofort eingegangen werden kann. Der*die Kandidat*in sowie der*die Verantwortliche können in dem Auswertungsgespräch für sie wesentliche Punkte schriftlich festhalten.